So eine 0 % Finanzierung klingt für uns als Verbraucher ja eigentlich ganz nett. Mittlerweile ist das schon so normal geworden, dass bei manchen großen Elektronikmärkten die Monatsrate prominenter ausgewiesen ist, als der Kaufpreis selbst.
Vielleicht hast du dich ja auch schon mal gefragt, warum 0 % Finanzierungen so interessant für die Verkäufer sind. Gehen wir der Sache doch mal auf den Grund. 🧐
Was ist eine 0 % Finanzierung?
Zuerst gucken wir mal, wie eine 0 % Finanzierung funktioniert. Es sind hier drei Parteien involviert. Du, der Verkäufer und ein Kreditinstitut. Das heißt, wenn du dir den 65 Zoll 4K OLED Flachbildfernseher bei MediaMarkt auf Raten holst, dann bekommt MediaMarkt trotzdem sofort sein Geld. Du gehst nämlich einen Finanzierungsvertrag mit einem Kreditinstitut ein (im Falle von MediaMarkt die BNP Paribas). Du schließt also einen klassischen Ratenkredit ab.
Allerdings sind hier die effektiven Jahreszinsen 0 % (oder zumindest sollte es so sein). Bei diesem Kreditinstitut zahlst du dann die nächsten Monate/Jahre deinen Kredit ab. MediaMarkt ist schon mal fein raus.
Warum bieten Verkäufer 0 % Finanzierungen an?
Kannst du dir wahrscheinlich denken, oder? Genau! Kunden, die gerade nicht das Geld haben, sollen trotzdem kaufen können. Das hat aber nichts mit Großzügigkeit der Anbieter zu tun. Die Einzelhändler wollen dadurch ausschließlich ihren Umsatz steigern. Waren auf “auf Pump” zu verkaufen, ist dafür kein neues Instrument. Das gab es auch schon früher, nur die 0 % haben sich erst in den letzten Jahren so richtig durchgesetzt.
Der Bankenfachverband kam zu dem Ergebnis, dass 61 % derjenigen, die sich für die Null-Prozent Finanzierung entschieden haben, das Produkt sonst nicht gekauft hätten. Man kann also nicht bestreiten, dass die Händler dadurch mehr verkaufen. 💸
Was haben Kreditinstitute von 0 % Finanzierungen?
Jetzt wird es spannend. Kreditinstitute verdienen ja eigentlich an den Zinsen. Außerdem müssen sie auch noch eine Sicherheitsmarge einplanen, weil nicht jeder den Kredit zurückzahlt. Wie können sie also ohne Zinsen Geld verdienen?
Kreditinstitute sind immer auf der Suche nach neuen Kunden. Das ist gar nicht so günstig, schließlich muss man eine Menge Geld für Werbung ausgeben. Der Kunde ist also oftmals erst bei mehrmaligem Abschluss von Krediten profitabel. Wenn ein großer Einzelhändler die Akquise von Neukunden übernimmt, ist das oft günstiger als Werbung zu schalten.
Der Kreditanbieter geht davon aus, dass Personen, die einmal einen Ratenkredit abgeschlossen haben, viel eher auch einen zweiten, dritten, vierten Kredit abschließen. Hier wird dann das Geld verdient.
Du bezahlst also mit deinen Daten. Die Daten landen fein säuberlich im System. Hast du eine gute Kreditwürdigkeit, weil du beispielsweise deine Zahlungen immer pünktlich leistest, kriegst du auch künftig günstige Kreditangebote. Wenn nicht, werden Kredite für dich immer teurer. Die Banken verdienen immer mehr Geld.
Vorteile von 0 % Finanzierungen
Puh, das fällt mir nicht leicht zu schreiben (du spürst sicher meine Einstellung), aber versuchen wir neutral zu sein. ☯️
Bei einer Null-Prozent Finanzierung, musst du dein angespartes Geld nicht antasten. Vielleicht ist das sogar momentan besser verzinst, da wo du es liegen hast. Außerdem kannst du dir im Notfall, zum Beispiel bei einer kaputten Waschmaschine, sofort ein neues Gerät kaufen. Auch ohne Geld auf dem Konto. Du kannst also unter Umständen vermeiden, in den teuren Dispo zu rutschen.
Dazu sollte allerdings gesagt werden, dass Notfallausgaben immer durch einen soliden Notgroschen gedeckt sein sollten. Der Dispo ist niemals eine Option.
Nachteile von 0 % Finanzierungen
Zuerst einmal ist es eine schlechte Angewohnheit sich Dinge auf Pump zu finanzieren. Du trainierst dir praktisch an, sofort zu bekommen, was du begehrst. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Du wirst in der Zukunft eher wieder versucht sein, einen Kredit abzuschließen, auch wenn es dich dann etwas kostet. Zusätzlich haben die Kreditinstitute ja deine Daten und werden dich ordentlich mit Post überschwemmen.
Außerdem sind 0 % Finanzierungen nicht immer kostenlos. Mitunter fallen spezielle Gebühren für die Bearbeitung an. Was aber richtig teuer werden kann, sind Restschuldversicherungen. Das Kreditinstitut schiebt damit das Risiko, dass du nicht zahlst, auf die Versicherung, und damit auf dich! Manchmal kostet das bis zu 1 % pro Monat.
Zuletzt solltest du auch beachten, dass du bei etwas Recherche (zum Beispiel auf Preisvergleichsseiten), wahrscheinlich das gleiche Produkt günstiger findest. Du zahlst also bei einer 0 % Finanzierung keine Zinsen, aber vielleicht 10 % mehr als das Produkt woanders gekostet hätte.
Fazit: Finger weg von 0 % Finanzierungen
Ich denke du siehst, dass die Nachteile überwiegen. Wenn du deine Finanzen in Ordnung bringst, sollte immer genug Geld auf dem Konto sein, um wirklich wichtige Sachen direkt bezahlen zu können. Und für nicht essentielle, aber schöne Dinge, lernen wir ja zu sparen. Wenn jeden Monat ein großer Teil deines Einkommens für Ratenzahlungen drauf geht, dann hast du weniger Geld übrig, um langfristig deine Ziele zu erreichen. Bleib also finanziell clean und sag “Nein!” zu 0 % Finanzierungen! ✊